Dienstag, 15. Dezember 2009

Vom Leid der Welt verursacht durch Hohleiswürfel und zu langes Schütteln

Dieser Samstag war ein sehr anstrengender Arbeitstag im Luftschloss. Punkt 19:00 erschienen, Reservierung von 40 Personen bereits platziert und ich darauf unvorbereitet (Chef = not amused), dazu ein weiterer Tisch mit 15 Personen und der Rest des Ladens gerappelt voll. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass der 40er Tisch nie angefangen hat Cocktails zu bestellen.

Am Ende des Abends um 3:00 Uhr bekam ich dann gewissermaßen die Entlohnung für den Stress. Nach dem Besuch dreier guter Freunde betritt Daddy-O die Bar. Naja, zunächst wusste ich nicht ob ich mich freuen oder weinen sollte.

Daddy-O ist ein vielgereister Verfechter der American Bar und seit etwa 40 Jahren als Barmann tätig. Mit seinen beinahe 70 Jahren strahlt er einerseits eine große Erhabenheit über sein Handwerk aus, andererseits kann er sich auch den ganzen Abend Lang in Rage über "die Jugend von Heute", "die Bierzapfer, nicht Bartender von Heute" und die ganze Stadt Koblenz mit den nicht vorhandenen Gästen für seine kleine (wunderschöne) Bar verlieren. Das kann dann auch mal anstrengend werden. Daddy-O ist großer Rumkenner und verfügt in seiner Bar über etwa 300 verschiedene Abfüllungen. Dazu kommen auch seine verschiedenen (eigens fassgelagerten) Spiced Rum und Falernumvariationen.

Da stapft er also zu mir an die Bar, grüßt und bestellt schonmal seine obligatorische Rosé Weinschorle. Erstmal werde ich kritisch beim Arbeiten gemustert, alle "wichtigen Moves" beim Zubereiten der Drinks werden anerkennend abgenickt. Hoho, er ist zufrieden, damit ist mein Abend schonmal gerettet. Denn so leicht ist er nicht zufrieden zu stellen und wehe wenn nicht...
Also dann bestellt Daddy-O einen "schönen ausgeglichenen" Daiquiri. Gesagt getan... wieder alles abgenickt. Super :-D

Probieren... "Aha! Du hast zu lange geschüttelt. Der Drink ist verwässert." Selbst probiert. Tatsächlich! Etwas lasch, wenn man mit denen die ich zu Hause mixe vergleicht. Seit ich es vor 2 Jahren sah verlasse ich mich, und das nicht nur beim Daiquiri, auf Angus Winchesters Tipp aus diesem betörenden, durstig machenden Instruktionsvideo:


"Add lots of ice and then I'm gonna shake it as long and as hard I can!"


Und eben wie Angus schon sagt, für etwa 10 Sekunden. Hier führte diese Technik jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis. Unser Bareis ist hohl. Hohleiswürfel haben eine größere Oberfläche. Unser Bareis wird im Eisbehälter gelagert und bildet so einen Film aus Schmelzwasser auf der Oberfläche. Schon beim hineingeben ins Mixglas vermischt sich so das Wasser mit dem Drink und verwässert ihn. Daddy-O's Tipp also: Wenig Eis, kurzes Schütteln. Gleiches Daiquiri Rezept, essenziell andere Zubereitungsmethode. Unvergleichlich besseres Ergebnis! Und der Drink war gar genauso kalt wie der andere.

Daddy-O verabschiedet sich mit einiger Genugtuung sein Wissen weitergegeben zu haben und ich bin froh, auch wenn es eigentlich zu den absoluten Basics gehört, mal wieder was gelernt zu haben. Und das von ihm. Dem verschrobenen liebenswürdigen Daddy-O.


Also: Wenn man schon mit Minderwertigem Eis arbeiten muss: Wenig nehmen, nicht allzu lang schütteln!

@Einige Cocktail & Dreamsler: Etwas mehr Respekt für diesen genialen Artgenossen bitte!

5 Kommentare:

  1. @ Ruben: Sprich die Leute, um die es dir geht, doch einfach mal persönlich bei einem schönen Drink an!

    AntwortenLöschen
  2. Gibt es denn schon näheres zum Termin? :D
    Wie gesagt, würde gerne mit André kommen.

    Aber als ihr da im Forum so feixende Kommentare gemacht habt kam ich mir schon ein wenig verarscht vor. Der Mann verkauft schließlich irgendwo auch seine Ausstrahlung in seiner Bar, nicht nur die Drinks.

    Freu mich drauf zu hören, wie sich euer bzw. dein Treffen mit ihm zugetragen hat. Wie du sagst, bei einem Drink, sehr gern.

    AntwortenLöschen
  3. Das mit dem kürzer Schütteln kann ich ja verstehen und auch nicht zu heftig, aber warum weniger Eis verwenden? Selbst mit Hohleiswürfeln würde ich den Shake vollpacken.

    AntwortenLöschen
  4. Weil die Würfel durch nicht-Kühlung bereits einen satten Wasserfilm tragen. Mehr Eis zu Beginn = Mehr "Initialwasser".

    AntwortenLöschen
  5. Also wir verwenden in unserer Bar nur Volleiswürfel, da Hohleiswürfel zu schnell zerbrechen beim shaken und wie du schon sagtest wenn sie schon ein bisschen liegen, oder aus der Eismaschiene kommen, dazu neigen den Drink zu verwässern. Ich mache den Shaker schön voll mit Eis min. 4 große Volleiswürfel, denn hat man zu wenig Eis, dann verwässert dein Drink, da das Mengen- und Temperaturverhältnis des Eises (-4 bis 0 °C) und des Getränks (Zimmertemperatur) ehr in Richtung Getränk tendiert. Auf deutsch: ein Eiswürfel schmilzt schneller in einen Getränk, als viele Eiswürfel, da die Temperatur eine ganze Weile konstant bleibt und das Getränk nicht die nötige Energie aufbringen kann, dass Eis zum schmelzen zu bringen. Ich würde mir mal eine Tüte Volleiswürfel in der Metro oder so besorgen und den Shaker schön voll machen. Bei manchen Drinks kühlen wir auch das Rühglas vor (ein bisschen rühren mit BL), oder den Shaker wenn das Eis schon eine Weile liegt und lassen dann mit einen Strainer das Schmelzwasser ab.

    AntwortenLöschen