Freitag, 31. Juli 2009

Jungbrunnen

Ich muss gerade mal den besten (es geht nichts über Eigenlob) alkoholfreien Cocktail zwischenreichen, den ich je getrunken hab. Leider ohne Bild.


"Jungbrunnen" ©2009 by Ruben Neideck :-D
1 BL Kristallzucker
1/2 Limette
7 Salbeiblätter
10 cl frisch gepresster pink Grapefruitsaft

1. Zucker und Limette mit Salbeiblättern stößeln.
2. Glas mit cracked ice auffüllen und mit Grapefruitsaft auffüllen.
3. Rühren , mit Salbeizweig und Grapefruitspalte garnieren und in der Sonne genießen.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Endlich, endlich...

...endlich war mein Beet zur Ernte bereit.
Zufälligerweise sogar 3 Tage vor seinem einjährigen Jubiläum mixte ich gestern Abend für mich und meine Liebste den exotischen Bruder meines geliebten Gin-Basil Smash (Wohl ein Blogeintrag der Cocktailgeschichte schrieb), den Red Basil Smash.

Das Problem mit diesem Drink, das ist wohl einleuchtend, ist leider die Verfügbarkeit von rotem Basilikum. Vor bereits etwa 3 Monaten habe ich bei Rühlemann's drei verschiedene Sorten Minze in Planzenform und Saatgut für grünes Basilikum "Queen of Sheba" (Auf dem obigen Bild rechts, noch nicht verkostet) sowie für rotes Basilikum "Osmin" bestellt. Mit einem gekauften roten Basilikum hatte ich bereits einmal Pech, die Farbe des Smashs war letztendlich graubraunlila und der Geschmack entsprechend. Daher also auf gut Glück eine der vielen roten Sorten bei Rühlemann's ausgewählt und eingepflanzt (Diese Torfquelltöpfe hier sind einfach genial zum Vorzüchten).

3 Monate lang habe ich also vorgezüchtet, umgepflanzt, Unkraut gerupft, nur für diesen Trank.

Während sein "gewöhnlicher" Verwandter mit dem handelsüblichen Genoveser Basilikum gemischt und durch das Chlorophyl giftgrün wird, erstrahlt der Red Basil Smash in einem unglaublichen Rosarot von der Art, das wahrscheinlich jede Dame nur beim Anblick lechzen lässt. Und das, ohne irgendeinen fiesen Farbstoffsirup!
Eine einfach wunderbare Komposition aus Gin, Limette (im Original Zitrone), Zucker und rotem Königskraut.

Das rote Basilikum duftet und schmeckt definitiv anders. Pfeffriger, ein Hauch Zimt und Erde, etwas weniger typischer Basilikumgeschmack als beim grünen Genoveser Basilikum. Das Basilikum Osmin (zurzeit leider ausverkauft) bekommt von mir höchstes Lob und Empfehlung für die Nutzung im Red Basil Smash!

Als Gin für den grünen Gin-Basil Smash war der ungewöhnlich florale G'Vine Nouaison stets die große Empfehlung, und dem pflichte ich bei. Mit dem definitiv würzigeren roten Basilikum braucht es meiner Meinung nach allerdings einen Gin, der mit etwas mehr Kraft und Wacholder dagegen halten kann. Ich würde sagen, Beefeater (47%!!!) oder Tanqueray Ten sind hier eine sehr gute Wahl, es darf nicht zu wacholderig werden, gerne aber mit Zitruszestennoten.

"Red Basil Smash"
6 cl Gin
2,5 cl Limettensaft (im Originalrezept von Jörg Meyer Zitronensaft)
2 cl Zuckersirup (1:1)
Etwa 30 Blätter rotes Basilikum (Entspricht der Menge von 2 bis 3 Basilikumzweigen)

1. Basilikum mit Zuckersirup (als aromaabsorbierendes Medium) in die Shakerunterhälfte geben und kräftig zerstößeln, wir wollen Pesto und vor allem wollen wir viel leuchtend Rosarot!
2. Restliche Zutaten hinzugeben und auf viel Eis energisch schütteln. "You don't want to put the Cocktail asleep, you want to wake it up!"
3. Finestrain in einen mit Eiswürfeln gefüllten Tumbler durch sowohl Bar- als auch Küchensieb um jedes noch so kleinste Basilikumfitzelchen zurückzuhalten.
4. Drehen Sie sich in Richtung Hamburg und heben Sie Ihr Glas in einer leichten Verbeugung. Genießen Sie, Cheers!


Vielen Dank an Jörg Meyer für einen tollen Drink und eine geniale Bar. Gruß an Torben "Ding!" Bornhöft, ein wunderbarer Gastgeber, dessen Tips zum Filtern von Falernum mittlerweile Früchte tragen :-D

Wie oben zu sehen ist, musste für diese zwei Drinks bereits die Hälfte meines Beets dran glauben.

Sonntag, 26. Juli 2009

Kola Tonic

Nachdem ich bereits im letzten Blogeintrag über eine vergessene Cocktailzutat sinniert habe, kommen ich heute afugrund auf einer C&D-Forendiskussion zu einer etwas interessanteren Ingredienz als Maracujasaft. Mein geliebtes Falernum muss wohl noch warten.



Kola Tonic ist eine Art Colasirup mit Auszügen aus der Kolanuss. Ich stolperte darüber beim Lesen von Ted Haigh's "Vintage Spirits & Forgotten Cocktails". Dort wird der Filmograph Cocktail aufgeführt, eine Vermählung aus Brandy, Zitronensirup und ebendiesem mysteriösen Kola Tonic:


Filmograph Cocktail
6 cl Brandy
2 cl Lemon Syrup (Substitute fresh lemon juice unless you like to drink maple syrup out of a can)
1,5 cl Kola Tonic


Kola Tonic ist laut Ted Haigh besonders in Südafrika sehr beliebt. Die Idee, ein konzentriertes Colaaroma in einem straight up Drink zu verpacken sagt mir persönlich sehr zu. Leider ist es in unseren Breiten nur per Bestellung über's Internet erhältlich.


Da packte mich dann doch glatt mein Do-It-Yourself Trieb. Meine Idee war einfach aber ein meiner Meinung nach guter Ansatz. Ich reduzierte Coca Cola zu einem Konzentrat, indem ich sie bei mittlerer Hitze simmern ließ, bis 75% der Flüssigkeit verdampft war.
Coca Cola hat hier leider einen unpassend hohen Anteil an Zitronen- und Phosphorsäure, wodurch das entstehende Konzentrat etwas zu sauer wird.


Nach dem zweiten Versuch und einem ersten Filmograph Cocktail bin ich nun bei diesem dritten Rezept hängen geblieben, basiert auf einem sehr konstruktiven Beitrag in der Forendiskussion von Hannibal, der auch das "echte" Kola Tonic besitzt:

Kola Tonic
300 ml Cola (Ich nahm Sinalco. Interessant wäre sicher Red Bull Cola, welche Kolanussextrakt enthält)
5 ml Angostura
Inhalt von 3 Kardamomschoten, zermörsert
1/2 Kaffeebohne, zermörsert
Großes Stück Orangenzeste (Hatte nur Limette zur Hand, Orange passt aber definitiv besser)

1.
Öle der Orangenschale durch drücken in einen Topf spritzen undverbleibende Öle an der Topfwand abstreichen. Mitkochen der Schale macht das Resultat zu bitter.
2. Alle restlichen Zutaten in den Topf geben.
3. Bei mittlerer Hitze simmern lassen.
4. Etwa 30 Minuten was anderes machen - Umrühren ist nicht nötig.
5. Das Kola Tonic ist fertig, wenn nur noch 75 ml Flüssigkeit übrig sind.

Zwar habe ich wirklich keinen Vergleich zu einem "echten" Kola Tonic, aber das Resultat dieses Rezepts ist sehr schmackhaft, besonders natürlich im Filmograph. Um die Aromen des selbstgemachten Kola Tonics erstrahlen zu lassen, muss das Cocktailrezept allerdings ein wenig angepasst werden und so bin ich bei dieser Version gelandet:


Filmograph Cocktail
6 cl Cognac Frapin V.S.O.P.
2 cl Zitronensaft
2,5 cl selbstgemachtes Kola Tonic

1.
Alle Zutaten mit viel Eis in den Shaker geben.
2. Kräftig schütteln.
3. In eine Cocktailschale abseihen und genießen.

Cheers!


Hier noch einpaar passende Links zu Bloggern die sich auch an diesem aromatischen Brandy Sour versucht haben:
http://www.cocktailians.com/2008/01/kola-tonic-new.html
http://www.cocktailchronicles.com/2006/10/26/running-a-tab/

Samstag, 25. Juli 2009

Schon bald nur noch in antiken Cocktailbüchern zu finden


Picture by pcarpen @ flickr


Die Liste der verlorenen Cocktailzutaten wird leider leider bald um eine Exklusivität reicher sein:

http://www.kochergmbh.de/upload/media/granini_maracuja_engpass.pdf

Ted Haigh kündigte bereits an, Solero und Hurricane in die nächste Ultimate Double Deluxe Edition von "Vintage Spirits and Forgotten Cocktails". Ich bitte um eine Schweigesekunde.
Wer noch kann: Schnell Hamsterkäufe starten und zuschlagen. In einem Monat dann für 28€ pro Liter auf eBay verkaufen.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Mein Mojito

Wenig andere Drinks sind so kontrovers wie der Mojito. Es gibt unzählig viele verschiedene Meinungen und Zubereitungsmethoden zu ihm, angefangen bei der Sorte des Eises, Limette mit ins Glas Ja/Nein, Rohrzucker oder Zuckersirup, welcher Rum, welche Minzsorte, Angostura Ja/Nein, geschüttelt oder nicht?

Und weil es so unzählig viele verschiedene Meinungen hierzu gibt, wird es wohl kaum möglich sein, jemals DAS ultimative Mojito Rezept zu finden. Geschmack ist und bleibt Geschmackssache. Nichtsdestotrotz möchte ich hier heute meine persönliche Lieblingsvariante anpreisen und auch begründen, warum ich dies oder das tue.


Um frevelhaften Mojitoausgeburten etwas vorzubeugen möchte ich dann doch die Grundformel eines jeden Mojito festhalten:

Rum, Limette, Zucker, Minze, Soda und nach Geschmack Angostura Bitters.
Punkt Aus Ende. Alles andere ist kein Mojito.

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Als erstes steht die Wahl der Minze an. Sehr mentholreiche Minzsorten wie z.B. Pfefferminze oder Schokoladenminze lassen dem restlichen Aroma der Minze wenig Raum zum entfalten. Daher halte ich mich an eher mentholarmere Sorten wie zum Beispiel die Mojito-Minze (mentha species nemorosa, erhätlich bei Rühlemann's).

Je nach Größe pflücke ich die duftenden Blätter von 2 bis 3 frisch gepflückten Zweigen vorsichtig am Blattansatz ab und gebe sie in das Gästeglas, ein Longdrinkglas mit etwa 0,3L Fassungsvolumen. Dazu gebe ich 1,5 cl Zuckersirup (Verhältnis 2:1). Der Grund, warum ich keinen Rohrzucker ins Glas gebe ist erstens, weil ich es unangenehm finde, wenn noch kleine Zuckerstückchen am Glasboden schwimmen und zweitens, weil Rohrzucker Geschmack und Farbe gibt - ich mag meinen Mojito hell und nur vom Rum aromatisiert.

Das Sirup wirkt beim folgenden Schritt als Medium um die ätherischen Öle der Minze einzufangen. Mit der Rückseite eines Barlöffels oder einem Stößel drücke ich die Minzblätter mehrmals sanft an den Glasboden. Zu starkes drücken löst Chlorophyl aus den Blättern welches bitter schmeckt. Außerdem sind kleine Blattfetzen, die im fertigen Drink rumschwimmen nicht so lecker, wenn sie den Trinkhalm hinaufgesogen werden. Daher also: Schön sorgsam mit der Minze umgehen! (Chris McMillian würde sagen: Like a woman's heart, it gives its sweetest aroma when bruised)

Zu dieser Zucker-Minz Mixtur gebe ich nun 2 cl frisch gepressten Limettensaft (ich zerstößel die Limette nicht mit im Glas, da ich finde, dass die ätherischen Öle der Limettenschale schnell die subtileren Aromen der Minze überdecken) und 6 cl Rum. Die Wahl des Rums ist nun wirklich absolute Geschmackssache. Urspünglich wird der Mojito mit kubanischem Rum wie z.B. Havana Club oder Caney zubereitet und diesen typischen kubanisch leichten Geschmack verbinden wohl auch die meißten mit dem Mojito. Während kubanische Rums einen wirklich erfrischenden Mojito ergeben bevorzuge ich manchmal auch einen ausdrucksstärkeren Mojito mit einem kräftigen weißen Rum. Hier empfehle ich Ron Cartavio Silver aus Peru. Bacardi legt nun bereits schon seit einiger Zeit durch gezieltes Marketing (siehe hier, hier und hier) Wert darauf, als der Originale Mojitorum da zu stehen. Während das wahrscheinlich besonders in den U.S.A. aufgrund des Embargos gegenüber Kuba Früchte trägt möchte ich darauf hinweisen, dass Bacardi Carta Blanca "Superior" einfach kaum nach Rum schmeckt (5-fach "tot"-destilliert) und demnach einen sehr laschen Mojito ergibt. Nicht kaufen.

Es befinden sich nun also Limettensaft, Rum, Zuckersirup und Minze im Glas. Kurz verrühren. Das Ganze fülle ich mit Eiswürfeln bis zum Rand auf, da Eiswürfel den Drink weniger verwässern als crushed ice (leider ist die Kühlwirkung dafür nicht so intensiv). Nochmals verühren um den Kühlprozess zu beschleunigen. Jetzt mit ein wenig Soda oder sehr kohlensäurehaltigem Mineralwasser auffüllen. Ein wenig bedeutet für mich maximal 4 cl.

Als Garnitur gebe ich einem Minzzweig einen leichten Klaps um den darin schlummernden Duft aufzuwecken und stecke ihn mit einem Trinkhalm ins Glas. So umspielt bei jedem Zug das Odeur frischer Minze die Nase des Trinkenden.

Um es nochmal zusammen zu fassen:

"Mojito"
60 ml Rum
20 ml Limettensaft
15 ml Zuckersirup (2:1 Zucker zu Wasser)
Minzblätter von 2 bis 3 Zweigen
Soda




Demnächst werde ich mich ein wenig mit selbstgemachtem Falernum und dazu passenden Drinks beschäftigen. Vorgreifend dazu schonmal das Rezept für einen Spiced Mojito, getrunken bei Daddy-O in Koblenz. Er benutzt dafür seinen eigenen Gewürzrum und Falernum.

"Spiced Mojito"
50 ml medium bodied Rum (z.B. Bacardi 8 Anos)
20 ml Falernum
20 ml Limettensaft
Minzblätter von 2 bis 3 Minzzweigen
Soda


Mittwoch, 22. Juli 2009

Ich vergaß

...Den eigentlichen Ursprungsgedanken für meinen letzten chaotischen Blogeintrag habe ich gar nicht erwähnt. Und gerade dieser war doch der Wichtigste. Ich habe ihn wohl einfach vergessen.

Naja.

Der wohl essenziellste Unterschied zwischen Küche und Bar, vielmehr zwischen Essen und alokoholischem Trinken ist für mich:

Essen ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen.
Der Konsum alkoholischer Getränke ist kein Grundbedürfnis, obwohl es wohl einige Ausnahmen gibt ;-)

Damit wird ein Drink zum Luxusgut. Und genau deshalb ist der Kauf einer vor Fett triefenden Portion Pommes Frites um den Hunger zu stillen in Ordnung und ein Long Island um sich mal "richtig weg zu knallen" einfach bescheuert.

In den LIDL gehen, ne Flasche Fürst Uranov Wodka für 3,49€ und O-Saft kaufen, nach Hause gehen und voll laufen lassen. Bitte, Danke! Aber nicht die Nachfrage nach schlicht und ergreifend schlechten Bars unterstützen.


P.S.: Nix gegen Long Islands, wer sie mag, der trinke sie gerne, aber wenn dann auch zum Genuss. Denn, so schlimm es klingen mag, auch ein Long Island ist Luxus.

Sonntag, 12. Juli 2009

Küche = Bar?!

Immer wieder sehe ich an der einen oder anderen Stelle den Vergleich zwischen Küche und Bar, zwischen Kochen und Mixen. Und immer wenn ich es sehe denke ich: Ne, stimmt irgendwie nicht.
Zwar gibt es Überschneidungen und sogar einen Bereich der Verschmelzung (Cuisine Style) oder einen Bereich der ursprünglich aus dem Kochen seinen Weg in die Mixologie gefunden hat (Molecular Mixology), aber es gibt doch einige Unterschiede, die den besonderen Reiz des einen und des anderen ausmachen.


Die Küche arbeitet incognito. Selten wird das Essen direkt vor unserer Nase zubereitet. Verständlich, denn Restaurantküchen strömen nicht immer den angenehmsten Duft aus. Wer schonmal in einer war, der weiss was ich meine.
Die Bar arbeitet am Gast. Somit werden Zubereitungsdarbietung, Konversation mit dem Gast und das gesamte Auftreten des Bartenders Teil der Dienstleistung, für die der Gast später eine Rechnung erhält. Wer an der Bar sitzt, kann jeden Handgriff des Bartenders beobachten. Je nach Bar steht Sauberkeit, Schnelligkeit, Raffinesse oder - Gott behüte - Jonglage im Mittelpunkt der "Show". Manchmal leider auch keins von alledem.


Die Rohstoffe der Kochkunst sind größtenteils verderblich oder auch saisonal begrenzt in guter Qualität erhältlich. Somit liegt ein großer Teil der Finesse eines Restaurants im richtigen Einkauf, der sich komplett hinter den Kulissen des abendlichen Schmauses abspielt.
In der Bar halten - ich vernachlässige frisches Obst, Milchprodukte und Säfte an dieser Stelle - einmal gekaufte Rohstoffe quasi ewig. Dies erlaubt das Führen von Raritäten die teilweise mehr als Ausstellungsstück als zum Konsum dienen.


Während die Küche größtenteils mit "naturbelassenen" Rohstoffen wie Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst arbeitet werden hinter dem Bartresen Markennamen groß geschrieben. Bartender sein bedeutet Markenbewusstsein. Jeder Spirituoseneinkauf, sei es im Supermarkt oder im Onlineshop, basiert auf Markenbewusstsein, das durch Marketing und Medien (z.B. Blogs :-D) verankert ist. Diese Eigenart der Bar hat ihre Vor- und Nachteile. Es garantiert (meist) eine kontinuierliche Qualität der Zutaten und erlaubt es, Kernmerkmale jeder einzelnen Marke festzuhalten, darüber zu diskutieren, zu zitieren, diese dem Gast darzulegen um ihm die Wahl zu erleichtern und ihm ein geborgenes Gefühl von "hier werde ich fachmännisch beraten" zu geben.
Andererseits wirkt sich das Bild einer Marke, das wir im Kopf tragen, enorm auf das geschmackliche Empfinden der tatsächlichen Flüssigkeit, die sich hinter der möglicherweise hübschen Flasche und dem imposanten Slogan verbirgt, aus. Bei einem hoch gelobten Brand stellt das Gehirn die Geschmacksnerven bereits auf Wohlempfinden ein - nur der Blindtest gibt hier wahren Aufschluss.
Was aus der Küche bei uns auf dem Teller landet, das schmeckt echt so wie es schmeckt. Lediglich das Ambiente, der Ruf des Restaurants und die Präsentation des Gerichts beeinflussen hier unser Empfinden - Aber das gilt schließlich auch für die Bar.


Abgesehen davon ist die reine Mixologie meiner Meinung nach ein sehr viel überschaubares Feld als Kochen. Die Zubereitungsmethoden von Speisen scheinen unendlich, während man sich beim Mixen von Cocktails auf etwa vier Grundmethoden beschränken kann. Ein Kochrezept liest sich sehr viel aufwendiger... Ein Cocktail? 3 - 5 Zutaten, der Rest dürfte jedem der schonmal gerührt und geschüttelt hat klar sein.


Letztendlich komme ich aber zu dem Schluss: Dies ist ein sehr weites und subjektives Feld. Ich hoffe ich habe nichts falsches gesagt und weiss gar nicht mehr so richtig warum ich das alles schreibe. Ich beende meine Ausführungen lieber an dieser Stelle...

Bis kommenden Freitag besuche ich ein Seminar und daher wird es in dieser Zeit keine Blogeinträge geben.

Samstag, 11. Juli 2009

St. Germain mal nicht klassisch.


St. Germain ist ein tolles Produkt. Der Holunderblütenlikör weiss schon durch sein Odeur zu überzeugen, das beim Öffnen blumig aus dem Flaschenhals strömt. Die Flasche ist elegant und ein Hingucker in jedem Barschrank. Eins fehlt mir jedoch: Die passenden originellen Rezepte. Abgesehen vom Agave & Basil kenne ich kaum Rezepte die keine Variation eines Klassikers darstellen.

Elderflower Gimlet, Elderflower Daiquiri, Elderflower Collins etc. etc. etc. ...

Als ich vor etwa einem halben Jahr im Shepheard zu Gast war, wurde mir, als ich auf den St. Germain Geschmack kommen wollte, ein solcher Elderflower Gimlet mit Tanqueray TEN, St. Germain und frischer Limette gemixt. Ich empfand ihn damals nicht passend genug um den St. Germain zu unterstreichen, eher wurde er vom Gin erdrückt.

Ein Nosingglas St. Germain pur später war mir dann klar: Den muss ich haben.

Deshalb möchte ich heute mal experimentieren. Zum abgeschlossenen Freiwilligen Sozialen Jahr habe ich von einem Kollgen ne Flasche Noilly Prat bekommen. Was macht man nun mit bereits zwei Flaschen Noilly Prat im Barschrank? Man versucht, sie auf schmackhafte Weise der Leber zuzuführen.

Ich liebe Whiskey Smashs und Minze im allgemeinen. Ein Smash kann der folgende Drink aber wohl nicht sein, dafür verwende ich nen Tick zu wenig Minze und er wird straight up ohne Eis serviert - Noch mehr Schmelzwasser wäre bei dem bereits geringen Alkoholgehalt nicht förderlich.

"Fresh & French"
50 ml
Noilly Prat
25 ml St. Germain
1/4 Zitrone
2 Blatt Minze
1. Zitronenviertel mit den Minzblättern im Shakerglas zerstößeln.
2. Restliche Zutaten hinzugeben.
3. Auf fetten Eiswürfeln schütteln weil's sich besser anhört.
4. Finestrain durch Bar- und Küchensieb in eine schicke, vorgefrostete Cocktailschale. Nach eigenem Gutdünken garnieren.
5. Cheers!



Ein schöner leichter Drink für die sonnige Terrasse. Mein erster Eindruck: Hmmm, der schmeckt auch Frauen. Denn vom Alkohol ist wirklich so gut wie nichts zu merken - entschuldigt mein Klischeedenken aber so ist es nun mal häufig mit der Alkoholgeschmacks- verträglichkeit beim hübschen Geschlecht.

Der Noilly Prat bringt Frucht und einen herben Ton in den Drink und der Holunderblütenlikör macht ihn rund un bekömmlich. Zitrone und Minze hellen das Geschmackserlebnis auf zu einer echten Erfrischung!

Um beim Namen zu bleiben wären sicher 20 ml Cognac sehr passend um dem Ganzen ein wenig mehr Bums und Pepp zu verleihen - Aber auch so ein schöner Trank.

St. Germain ist bei barfish.de für etwa 30€ die Flasche zu haben - und jeden Cent wert!

Freitag, 10. Juli 2009

Das Ei. Eine der kniffligsten Cocktailzutaten.


Das Ei ist mir als Cocktailzutat bereits zu Zeiten meiner blutigen Anfänge in Form des Silver Fizz in meinem ersten Cocktailbuch über den Weg gelaufen. Damals habe ich ein solches Rezept gekonnt ignoriert weil mir die Vorstellung, Ei zu trinken, ekelig war.

Mittlerweile habe ich schon den ein oder anderen Drink mit Eiweiß konsumiert. Es ist nicht unbedingt meine Lieblingszutat, aber hin und wieder kann es einen Drink gewaltig aufwerten. Das hat mir vor allem der Clover Club gezeigt. Das Eiweiß verwandelt hier ein wacholderiges Fruchtwässerchen in ein Balsam für den Gaumen. So würde ich das Mundgefühl jedenfalls beschreiben, welches Eiweiß einem Drink verleiht.


Warum ist Eiweiß eine Cocktailzutat, mit der man rechnen muss?

-Eiweiß verändert die Textur, das Mundgefühl des Drinks. Sehr frische Drinks werden somit, wie ich finde, weicher ohne ihren erfrischenden Charakter zu verlieren. Bestes Beispiel dafür ist der Ramos Gin Fizz.

-Eiweiß bringt eine zusätzliche Geschmacksdimension in den Drink, die mit anderen Zutaten (außer vielleicht Bacon Wodka) nicht zustande zubringen wäre. Denn Eiweiß spricht den Geschmackssinn Umami an.

-Eiweiß ist nahrhaft und dient auch als bereits in den Drink integrierten Ersatz dafür, was wir "Unterlage" nennen.



Warum ist es eine der kniffligsten Cocktailzutaten?

-Mal ehrlich: Wieviele Nicht-Cocktailenthusiasten habt ihr bereits kennen gelernt, die beim Vorschlag eines Drinks mit Ei nicht die Stirn gerunzelt haben? Das schwierigste am Ei im Cocktail ist wahrscheinlich die Überzeugungsarbeit, die geleistet werden muss, um Gäste vom Salmonellenklischee des Eies abzubringen.

-Es passiert mir immer wieder: Die Schale gelangt mit in den Shaker und ich muss sie mit dem Barlöffel wieder rausklamüsern. Daher ist für mich die wichtigste Regel: Ei immer als erste Zutat in den Mixbehälter geben.

-Die Rezepte sind sehr ungenau, wenn man bedenkt, wie unterschiedlich die Menge an Eiweiß ist, die in verschiedenen Eiern steckt. Die Angaben sind stets in Form von "1/2 Eiweiß" oder dergleichen. Hinzukommt, dass es bei der Konsistenz des Eies oft schwer ist, genau ein halbes Eiweiß abzutrennen oder gar nur einen Barlöffel Eiweiß hinzuzugeben.

-Bei Verwendung von Eiweiß gestaltet sich das Schütteln stets sehr viel länger als bei der Zubereitung eines "normalen Cocktails", damit der schön flockige Schaum entsteht. Es wird sogar oft ein "Dry Shake" ohne Eis vorgeschoben.





Zum letzten Punkt habe ich kürzlich eine tolle Entdeckung gemacht. Inspiriert von Jamie Boudreau's Video bei smallscreennetwork habe ich mir einen Milchschäumer zum Geburtstag gewünscht und bekommen (Was für ein bekloppter Wunsch wenn man mal drüber nachdenkt).


Tja und auf meiner Feier kam er dann bei einem Beuser & Angus Special für einen guten Freund zum Einsatz:

"Beuser & Angus Special"
50 ml Chartreuse Verte
15 ml Luxardo Maraschino
20 ml Limettensaft
5 ml Orangenblütenwasser
(Das Originalrezept sieht 5 dashes als Topping vor, aber ich mag den blumigen Geschmack und schüttel deshalb ne ganze Menge mehr direkt mit)
dash Zuckersirup zum Abschmecken
1/2 Eiweiß


1.
Eiweiß in den Shaker geben. Mit Milchschäumer und eleganten Bewegungen aus dem Handgelenk sowie lautem Getrellere zwecks Übertünchung des Motorengeräuschs luftig locker aufschäumen.
2. Limettensaft hinzugeben. Nochmals aufschäumen.
3. Restliche Zutaten hinzugeben und ein weiteres mal aufschäumen.
4. Auf viel Eis schütteln und in den hübschesten verfügbaren Tumbler auf cracked Ice abseihen. Mit einem Limettentwist servieren und von einem zweiten Drink dieses Kalibers abraten.



Ich habe festgestellt, dass das Eiweiß nach Zugabe von Säure (-> Limettensaft) noch viel besser zu schäumen scheint. Womit wir wohl fast in der - man verzeihe mir - molecular mixology angelangt wären.
Jedenfalls war das der flauschigste Beuser & Angus Special, an dem ich je nippen durfte.

Willkommen auf einem neuen Blog zum Thema Cocktails und Bar

Zunächst mal: Test, test, eins zwo, eins zwo.
Scheint zu funktionieren... Ich möchte mich hier in Zukunft, inspiriert von einer Vielzahl anderer deutschsprachiger Blogs, einer Vielzahl geistiger Ergüße über flüssigen Genuss hingeben.


Mein Name ist Ruben, ich bin 21 Jahre jung und ich bin nun seit etwa 3 Jahren begeisterter Hobbymixer. Zwar habe ich sporadisch auch schon mal hinter einem "echten" Bartresen gearbeitet, aber was dort zusammen gepunsht wurde hat nicht mehr viel mit flüssigem Genuss zu tun ;-)
Den Großteil meiner Erfahrung schöpfe ich demnach aus gemütlichen Cocktail und DVD-Abenden mit Freunden sowie dem Surfen auf beispielsweise dem C&D Forum oder Blogs wie Trinklaune, Cocktailwelten oder dem Bartender Lab. Eine große Verneigung an dieser Stelle an die Autoren der genannten Blogs und an alle anderen deutschsprachigen Cocktailblogs, eure Arbeit ist immer wieder Quell von neuer Inspiration und Genuss, auch wenn die Kommentarfunktion nicht so häufig genutzt wird, wie es euch vielleicht lieb wäre :-D

Damit ihr wisst was euch erwartet: Ich stehe total auf Bourbon, Cuisine Style, Wermut und alles was selbstgemacht ist, weil es einfach immer wieder spannend ist! Aber das wird mich kaum einschränken, auch über andere Themen zu berichten.

Ich freue mich auf die ersten paar Leser!